“No fear to fail spirit”

“No fear to fail spirit”

Panos Meyer
VonPanos Meyer
Februar 09, 2022
Panos Meyer und Katharina Fegebank im Podcast

Mindestens eine positive Sache hat die Coronakrise hervorgebracht: Die Digitalisierung hat in vielen Bereichen der Wirtschaft oder der Verwaltung einen großen Schub erfahren. Der digitale Wandel wurde so schnell vorangetrieben wie nie – sogar in Bereichen, wo die Hürden vor der Pandemie unüberwindbar schienen: Firmen ermöglichen Mitabeiter:innen “remote work”, während sie zuvor eine strikte Präsenzkultur lebten. Oder Schulen stellen ihren Schüler:innen Tests und Hausaufgaben online zur Verfügung, obwohl sie vor zwei Jahren noch nicht einmal ein WLAN hatten.

Brauchen wir also jedes Mal eine Pandemie, wenn es darum geht, alte Konstrukte aufzulösen, um neue zu ermöglichen? Katharina Fegebank, meine Interviewpartnerin in der neuen Podcast-Ausgabe von “Behind the Screens”, stimmt zumindest teilweise zu: Viele Entwicklungen in der Öffentlichen Verwaltung seien in der Geschwindigkeit ein Erfolg gewesen, sagt sie. Allerdings warnt sie davor, komplett “das Gesicht zu verlieren”. Damit meint sie jene behördlichen Dienstleistungen, die vom persönlichen Kontakt leben: Ausländerrechtliche Fragestellungen beispielsweise, Anerkennungsverfahren etc.

 

“Behind the Screens”-Folge mit Katharina Fegebank

Was genau hat die Politik in der Pandemie also gut gemacht?, wollte ich von Katharina Fegebank, der zweiten Bürgermeisterin von Hamburg und Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke, wissen. Und wie nutzen wir unsere Learnings aus dieser Zeit?

Hier drei wichtige Punkte, die unser Gespräch zusammenfassen:

1. Ein bisschen erfinderischer sein – auch ohne Not

Katharina Fegebank weiß, dass unsere Gesellschaft oftmals risikoscheu ist und Ideen unbedingt zu Ende denken will. In der Pandemie war dies zumindest teilweise anders – und hat Prozesse beschleunigt, sagt sei. In dem Sinne soll es nun weitergehen: “Wir brauchen einen ‘No fear to fail”-Spirit’, wünscht sie sich. Mehr wagen, statt Angst vor dem Scheitern zu haben.  Auch in Ministerien oder Verwaltungen, fügt sie hinzu.

2. Digitalisierung braucht klare Rahmenbedingungen, um Menschen zu schützen

Die Digitalisierung und die damit einhergehende Möglichkeit zum mobilen Arbeiten hat in den vergangenen zwei Jahre in vielen Bereichen Arbeitsplätze gesichert. Zugleich haben die neuen Arbeitsverhältnisse allerdings auch viele soziale Ungleichheiten sichtbar gemacht, betont sie. Insbesondere Frauen und alleinerziehende Elternteile seien durch Lockdown und Homeschooling benachteiligt gewesen. Selbstkritisch gesteht die Senatorin ein, dass man in der Politik viel Zeit verloren habe und man jetzt die richtigen Verordnungen und Gesetze auf den Weg bringen muss, um Menschen zu schützen

Dem kann ich als Geschäftsführer einer Digitalagentur nur zustimmen. Ein Thema, mit dem wir uns tagtäglich beschäftigen, ist die Barrierefreiheit von digitalen Angeboten. Auch hier braucht die Wirtschaft unbedingt klare Vorgaben und Anreize, um barrierefreie Lösungen zu entwickeln. Ohne sie werden Menschen mit Handicap noch weiter von der Teilhabe ausgeschlossen werden, davon bin ich überzeugt.

3. Vielfältigkeit siegt – immer

Wir bei FFW merken, dass wir weibliche Mitarbeiterinnen nicht in dem Maße für uns gewinnen, wie wir es uns wünschen. Das liegt u.a. darin begründet, dass die allermeisten Jobs Technologie-Knowhow erfordern und somit Studienabschlüsse voraussetzen, die eher von Männern gewählt werden. Genau hier will Katharina Fegebank ansetzen: Schon in der Mittelstufe will sie Mädchen in Hamburg sehr viel stärker für Tech-Themen begeistern, damit diese hoffentlich offener an eine Berufswahl herangehen. Etwa durch Kooperationen mit der Wirtschaft – mintpink nennt sie hier als Beispiel – oder der Ausdehnung des Girls’ Days auf eine Girls’ Week.

Eines steht fest: Für einen nachhaltigen, digitalen Wandel braucht es die unterschiedlichsten und vielfältigsten Menschen, die ihre Perspektive schon beim Konzept und der Softwareentwicklung mit einbringen. Nur so können wir gemeinsam an Systemen und digitalen Lösungen arbeiten, die tatsächlich für alle Menschen gemacht sind, nicht nur für einige von uns. 

Und nun viel Spaß beim Hören der neuen Ausgabe von Behind the Screens!

Der Podcast ist hier verfügbar: